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Montag, 18. November 2024 MITTENDRIN

„Wir tragen Verantwortung für die Zukunft“

Gemeinde Wathlingen begeht Volkstrauertag als „Tag der Demokratie“

Von Christopher Menge

Udo Dolla (rechts) und Johann-Heinrich Kesselhut legen am Ehrenmal im Wathlinger Rathauspark einen Kranz nieder.Foto: David Borghoff

Wathlingen. Traditionell wird am Volkstrauertag der Opfer von Gewaltherrschaften und Kriegen gedacht. 1925 wurde der erste Volkstrauertag in Deutschland begangen, seit 1952 ist der staatliche Gedenktag auf den Sonntag zwei Wochen vor dem ersten Advent terminiert. In Wathlingen ist man bei der Gedenkfeier am Ehrenmal im Rathauspark in diesem Jahr einen anderen Weg gegangen. „Statt rückwärtsgewandt die Opfer und Kriege beklagend, wollen wir in diesem Jahr die Verpflichtung der dunklen Vergangenheit aufnehmen und unsere Demokratie in den Mittelpunkt stellen“, sagte Wathlingens Bürgermeister Torsten Harms.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von Musik, die von Manfred Diesing über die Boxen abgespielt wurde. „Die Ärzte“ haben die Demokratie in ihrem Lied als „vielleicht mächtigste Idee der Galaxie“ beschrieben. „Doch es gibt sie nicht geschenkt“, singt die Band. „Sie verlangt viel Arbeit, ist ein ewiges Projekt. (…) Und du weißt hoffentlich: Es geht nicht ohne dich. Du bist erforderlich.“

Ehe die stellvertretende Bürgermeisterin Beatrix Thunich die Artikel eins bis zehn des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland verlas, warb Harms für die Demokratie. „Wir sind für die Gräueltaten nicht verantwortlich“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die Opfer der beiden Weltkriege. „Aber wir tragen Verantwortung für die Zukunft. Dafür, dass nie wieder von deutschem Boden Krieg ausgeht.“ Der Grundpfeiler dafür sei die Demokratie.

Und da reiche es nicht, alle vier Jahre von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, „ein Kreuz zu machen, vielleicht einen Denkzettel zu geben“. „Teilhabe am Staat und Engagement“, forderte Harms ein: „An einem Tag, der die Trauer umfasst, müssen wir uns Gedanken über die Zukunft machen.“

Es gehe darum, der jungen Generation, die bald Verantwortung trage, das „Lebensgefühl Demokratie“ zu vermitteln. „Dass man zuhört und andere Meinungen anhört“, sagte Harms, „und um die Erarbeitung einer Lösung.“ Dabei solle man nicht nur den Schwachen zur Seite stehen, sondern auch den Leistungsträgern und Verantwortlichen Unterstützung geben.

„Nie wieder Krieg, nie wieder Unterdrückung, nie wieder Sprechverbote in unserer Gesellschaft“, forderte Harms. Und trotz des Blicks in die Zukunft wurde auch in Wathlingen der Opfer gedacht. Udo Dolla und Johann-Heinrich Kesselhut legten einen Kranz am Ehrenmal nieder, die übrigen rund 40 Besucherinnen und Besucher legten anschließend weiße Nelken hinzu.